Jahreshauptversammlung der Tischler-Innung tagte auf dem Fahrgastschiff „Stern von Waldeck“

Das Tischler-Handwerk ist in Zukunft geprägt von Digitalisierung und Individualisierung

 
Waldeck-Frankenberg. Anfang des Jahres blickte der Hessische Handwerkstag (HHT) skeptisch ins Jahr 2023. Seriöse und belastbare Ausblicke sind aufgrund von wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten nicht mehr möglich, eher ein Blick in die Glaskugel.
 
Preisexplosionen und Inflation, Energiekrise und Sanktionen, Pandemie, Ukraine-Krieg beschränken dabei einzelne Betriebe in einer nie dagewesenen Dynamik. Bei diesen nicht vorhersehbaren Herausforderungen ist eine Planung für viele Betriebe nicht machbar.
 
Abgesehen davon profitiert die Holzbranche in den letzten drei Jahren aber insgesamt von der Entwicklung. Auch Obermeister Willi Mitze schaut positiv in die Zukunft, „das Tischler-Handwerk in der Region hat die vielfältigen Aufgaben bisher gut gemeistert. Die Umsätze steigen entsprechend der Preisentwicklung deutlich. Weiterhin legt die Produktivität wieder stärker zu. Die Entwicklung von Umsatz, Anzahl der Unternehmen und Personen liegt in den Landkreisen nach wie vor deutlich über der Entwicklung der Städte.“
 
„Die neue Generation an Auszubildenden im Tischler-Handwerk arbeitet immer mehr mit Werkzeugen, die sich per Computer bedienen lassen, wie 3D-Drucker, Algorithmen, CNC-Maschinen und moderne Laser. Viele Betriebe nutzen die Technik bereits, um individuelle Designs schnell und kostengünstig zu verwirklichen. Die Individualität der Kunden erfordert auch individuelle Lösungen. Viele Kunden haben ihre eigenen Vorstellungen und werden in großen Möbelhäusern und –ketten nicht fündig“, unterstreicht Obermeister Mitze die Handwerkszukunft von Digitalisierung und Individualisierung.
 
„Der Arbeitsmarkt wird sich im Zuge der digitalen Transformation auch im Handwerk stark verändern. Wer vor digitalen Veränderungen keine Angst hat, wird auch in Zukunft die Chance haben, mit seinem Handwerk erfolgreich zu sein“, so Jörg Marpe, der zum Thema Digitalisierung im Betrieb über seine 10-jährige Erfahrung im eigenen Betrieb berichtete.
 
Der Fachkräftemangel bleibt auch nicht vor unseren Türen stehen, „aber mit 107 Mitgliedsbetrieben in der Innung und 77 Auszubildende sind wir noch immer gut aufgestellt. Dass die Jugend bereit ist, ihren Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, haben auch in diesem Jahr 19 Gesellinnen und Gesellen auf der Gesellenfreisprechungsfeier mit ihren beeindruckenden Gesellenstücken bewiesen“, so Willi Mitze zum „schönsten Handwerksberuf der Welt“. Im Jahr 2022 gab es insgesamt rund 18.300 Auszubildende zum Tischler oder zur Tischlerin in Deutschland.
 
„Zumal Holz im Trend liegt. Der Baustoff Holz hat aufgrund seiner Natürlichkeit und Nachhaltigkeit auf jeden Fall eine Zukunft. Der Nachwuchs muss in unserem Handwerk stärker beworben werden. Die Präsenz in den sozialen Medien wird immer wichtiger und wir müssen uns in diesem Bereich besser aufstellen. Auch müssen wir die ganz jungen Leute bereits im Kindergarten und im Grundschulalter für das Handwerk begeistern. Errichtungen von Kinderwerkstätten, Handwerksstuben und die Teilnahme am Kita-Wettbewerb des Handwerks müssen umgesetzt und stärker beworben werden. Ab dem 5. Schuljahr sollten zwei Praktika pro Schuljahr im Lehrplan aufgenommen werden. Auch sollten wir über Sommercamps in unseren Lehrwerkstätten zunehmend mehr nachdenken. Wir müssen das Handwerk in die Schulen und in die Köpfe unserer jungen Generation bringen. Ohne Nachwuchs keine Zukunft“, appelliert Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Kai Bremmer für die Fachkräftesicherung im Handwerk.
 
 
Bild v.l.: Auf der „Stern von Waldeck“ wurden Reiner Möbus (Gemünden) für 125 Jahre Betriebsjubiläum, Carsten Bangert (Vöhl-Dorfitter) und Andreas Daum (Waldeck Nieder-Werbe) für jeweils 25 Jahre Meisterjubiläum geehrt. Obermeister Willi Mitze überreichte die Urkunden.

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