Für das Handwerk gekämpft

Hauptgeschäftsführer Gerhard Brühl in den Ruhestand verabschiedet

 
Waldeck-Frankenberg. Gerhard Brühl, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg, hat am vergangenen Mittwochabend den Staffelstab an seinen Nachfolger übergeben. Bei der feierlichen Stunde im Flair Hotel Werbetal in Nieder-Werbe ist Gerhard Brühl in den Ruhestand verabschiedet worden. „Eine Ära geht nach fast 40 Dienstjahren zu Ende“, so Kreishandwerksmeister Ulrich Mütze.
 
Respekt und Anerkennung zollten ihm seine langjährigen Wegbegleiter aus Handwerk und Politik und der Familie.
 
Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, skizzierte den scheidenden Hauptgeschäftsführer. „Werte wie Beständigkeit, Loyalität, Aufrichtigkeit und Verantwortungsbewusstsein“, dafür stehe Brühl. Er habe ´für bessere Bedingungen für das Handwerk gekämpft`, so Schwannecke.
 
Zu Meilensteinen in seiner Amtszeit gehörten der Bau des Berufsbildungszentrums Korbach sowie die Gründung des Berufsförderwerks des Handwerks (BFH) in Korbach.
 
Landrat Jürgen van der Horst und Erster Kreisbeigeordneter Karl-Friedrich Frese würdigten Brühl als den „wichtigen Ansprechpartner für die Politik“ und verwies auf etliche Kooperationsprojekte. Für seine Vielzahl an Ehrenämtern in Handwerksorganisationen, Landesbeirat der IHK sowie als ehrenamtlicher Richter beim Hessischen Finanzgericht und dem Beirat Handwerk-Kirche verlieh er Brühl den Landesehrenbrief.
 
Der Präsident des Landesverbands der Kreishandwerkerschaften, Jörg Leinekugel, schloss sich mit einer Ehrung an. Für besondere Verdienste übergab er die Ehrennadel in Gold, „die höchste Auszeichnung, die der Bundesverband der Kreishandwerkerschaften vergeben kann“.
 
Präsident der Handwerkskammer Kassel, Frank, Dittmar, dankte ihm für seine Leidenschaft, Fachwissen und Führungsqualität für das Handwerk. Die Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg sei auch in Zukunft gut aufgestellt, mit Nachfolger Kai Bremmer.
 
Bescheiden, mal skeptisch, mal schmunzelnd verfolgte Brühl die Reden. „Ich bin überrascht, was alles über mich gesagt wurde.“ Mit einem Dank verabschiedete er sich. „Es schicket!“, sagte Brühl. Als neuer Ehrenhauptgeschäftsführer wurde er in den Ruhestand entlassen.
 
Der Abend wurde begleitet vom Akustik-Duo „Favourite Songs“ (Nicol Brüninghaus, Gereon Schoplick), die mit Liedern seiner Wahl wie „If you could read my mind“ von Gordon Lightfoot und „That`s life“ von Frank Sinatra den Abend begleiteten.
 
Gerhard Brühl (61) wurde in Battenberg-Laisa geboren. Nach einer Ausbildung zum Steuerbeamten im Finanzamt Frankenberg arbeitete er im Finanzamt Bad Homburg und wechselte 1984 zur Kreishandwerkerschaft (KH). Nach Abendstudium legte er 1990 die Diplom-Prüfung zum Betriebswirt ab, wurde im selben Jahr Geschäftsstellenleiter der KH in Frankenberg, 1992 in Korbach und war seit 2012 Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg. Gerhard Brühl ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kindern.
 
Angespannte Lage im Handwerk
 
Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, zeichnete bei der Verabschiedung von Gerhard Brühl die angespannte Lage im Handwerk nach: Bei rund 30 Prozent Rückgang bei Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser „beurteilen vier von zehn Handwerksbetrieben die wirtschaftliche Lage im Handwerk als unsicher bis schlecht“. 125 000 Handwerksbetriebe stehen in den nächsten fünf Jahren zur Nachfolge an. Vor allem der Fachkräftemangel treibe sie um. Aktuell seien 250 000 Arbeitsstellen nicht besetzt.
 
Die Politik sei dringend aufgefordert, „Vertrauen und Verlässlichkeit herzustellen“ und die Sicherung von Fachkräften aktiv zu unterstützen. Schwannecke kritisierte insbesondere die „falsche Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte“. Er appellierte, umgehend eine Bildungswende zu vollziehen hin zu einer stärkeren Wertschätzung und ideellen wie finanziellen Förderung der Berufsbildung. Ohne das Handwerk seien die großen Aufgaben bei Klimaschutz, Verkehr und Energie nicht zu stemmen.
 
Frank Dittmar, Präsident der Handwerkskammer Kassel, betonte: „Die Wahrnehmung des Handwerks in der Öffentlichkeit ist im Moment so groß wie lange nicht.“ Jetzt gelte es, das Handwerk für die Zukunft zu positionieren.
 
 
Bild: „Für das Handwerk gekämpft“: Nach fast 40 Jahren wurde Gerhard Brühl (Vierter von rechts) von der Kreishandwerkerschaft verabschiedet; im Bild der angehende Ruheständler mit Ehefrau Sabine sowie Vertretern aus Politik und Handwerk, von links Karl-Friedrich Frese, Jörg Leinekugel, Jürgen van der Horst, Holger Schwannecke, Frank Dittmar, Ulrich Mütze und Kai Bremmer als designierter neuer Geschäftsführer.

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